Die Ozeane aufräumen: Verein will Meere von Müll befreien

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Nur was direkt vor unserer Haustür stattfindet, bewegt uns. Ozonloch oder Erderwärmung bekommen wir nicht direkt mit. Doch so wie hierzulande immer wieder Wälder von Freiwilligen vom Müll befreit werden, versammeln sich in Kalifornien die Menschen, um Plastik vom Strand einzusammeln. Tote Tiere am Strand sind Warnsignal genug. Das ‚The Clean Oceans Project‘ sieht in monetären Anreizen ein Mittel, um unsere Weltmeere langfristig wieder zu bereinigen. Dafür soll das Plastik wieder in Treibstoff umgewandelt werden.

Müllmeer

Nur ein Bruchteil des Plastikmülls im Meer wird angeschwemmt…

Im Panamakanal: Jim traf eine Entscheidung

Jim Holm ist Seemann durch und durch – sein Spitzname Captain Holmer steht ihm gut, sein Beruf ist das Segeln. Doch zunehmend nahm er die Verschmutzung von Stränden wahr: Bei einem Trip durch den Panamakanal wurde ihm klar, dass er etwas dagegen unternehmen wolle. Seit rund eineinhalb Jahren versucht er nun mit dem ‚The Clean Oceans Project‘ Menschen für die Problematik zu sensibilisieren. „Wir möchten der heutigen und zukünftigen Generation die Möglichkeit geben, sich mit den Auswirkungen unserer Gesellschaft auf die Meereswelt auseinanderzusetzen, sodass sie selbst aktiv werden, um die Auswirkungen zu reduzieren.“

Clean oceans project

Anreize schaffen: Geld regiert die Welt

Noch ist Jim vor allem mit der Finanzierung des Projekts beschäftigt. Als gelernter Segler ist die Arbeit als Fundraiser und Marketing-Spezialist für ihn neu und ungewohnt. Doch die Idee hinter dem Projekt ist es, Menschen nicht nur auf das Problem aufmerksam zu machen, sondern auch deren Verhalten zu verändern. Ein wichtiger Aspekt ist es für Jim, einen Leistungsanreiz zu schaffen: So wie heute Pfandflaschen gesammelt werden, muss zukünftig auch Plastik in anderer Form als wertvoller Rohstoff wahrgenommen werden. Plastik einsammeln muss sich lohnen. Das ist technisch bereits möglich, denn aus Plastik lässt sich Treibstoff recyclen.

„Als das Flaschenpfand eingeführt wurde, konnten wir das direkt in unserer Natur sehen: heute finden wir kaum noch weggeworfene Flaschen. Denn für manche ist es das Einsammeln wert, um den Pfand zu erhalten. Nehmen wir an, dass eine Gallon Treibstoff rund 4 US-Dollar wert ist – ein Gallon wiegt etwa 8 Pfund – dann ist ein Pfund rund 50 US-Cent wert. Gleichzeitig braucht man rund 8 Pfund Plastikmüll, um einen Gallon Treibstoff herzustellen. Das heißt: Plastikmüll und Treibstoff haben denselben Wert. Indem wir dem Plastiksammeln einen finanziellen Anreiz verleihen, können wir auch hier eine Veränderung bewirken. Letztlich wird niemals eine Idee alleine zur Verwirklichung führen, sondern es werden nur solche erfolgreich sein, die einen gewissen Wert produzieren.“

Diese nüchterne Kalkulation mag manchen Idealisten zu hart erscheinen, doch sehr wahrscheinlich braucht es ein modernes Lumpensammlertum, um den Plastikmüll aus unserer Natur fernzuhalten. Aktuell gibt es nur grobe Schätzungen, wie viel Plastikmüll in unseren Meeren schwimmt. Das deutsche Umweltbundesamt schätzt die Zahl auf 60 bis 90 Millionen Tonnen (Quelle). Jim hält die Zahlen für nicht valide genug, berichtet aber von Müllsammelaktionen, etwa in Alaska, bei denen auf rund 5 Kilometern Strand 20 Tonnen Plastikmüll gesammelt wurden.

Plastik aus unserem Alltag verbannen

Neulich haben wir euch ja bereits Tipps gegeben, wie ihr Plastik vermeiden könnt. Auch auf der Website des Projektes findet ihr Anregungen, wie ihr euch im Alltag anders verhalten könnt. Jim glaubt fest daran, dass mit Aufklärungsarbeit vieles verändert werden kann. „Vor wenigen Jahren waren Plastiktüten überhaupt kein Thema und nun werden täglich Billionen Plastiktüten weltweit benutzt. Wir können das verändern und es gibt einen zunehmenden Trend in die richtige Richtung: In vielen Ländern sind Plastiktüten mittlerweile verboten oder besteuert. Je mehr die Aufmerksamkeit für das Problem wächst, desto stärker werden auch Plastiktüten aus unserem Alltag verschwinden. Es hat rund 60 Jahre gedauert, um dieses Umweltproblem zu schaffen und es wird vielleicht ähnlich lange dauern, um es wieder zu lösen. Diese Entwicklung hat bereits begonnen.“

Plastik im Meer

Oft essen Meeresbewohner das Plastik und sterben dann qualvoll daran.

Im Alltag sind es die kleinen Dinge, die viel verändern. Jute statt Plastikbeutel, eigener Coffe-2-Go-Becher anstelle des verkauften, Milch in Glasflaschen und Obst ohne Plastikumverpackung – und ganz wichtig: Mülltrennung! Natascha vom ‚The Clean Oceans Project‘ sieht hier auch schon deutliche Unterschiede zwischen Deutschland und Kalifornien: „In Supermärkten werden eigentlich nur noch Papiertüten angeboten und auch nur auf Nachfrage. Auch große Ökoläden-Ketten wie „Trader Joes“ oder „New Leaf“ sieht man immer häufiger – Trader Joes gibt es hierzulade sogar so oft wie Tengelmann oder Rewe. In denen wird Plastik so gut es geht vermieden; das meiste ist in recyceltes Papier verpackt oder Flaschen sind aus Glas. Vermutlich liegt das daran, dass Kalifornien eben am Meer liegt und die Bewohner mitbekommen, wie viel Müll angespült wird oder Meeresbewohner dran ersticken. Mir ist erst bewusst geworden wie schlimm Plastik ist, seit ich hier bin. Wie Zigaretten-Warnschilder, sieht man überall Bilder von Pelikanen, die an Plastik erstickt sind oder tote Meeressäuger, die angespült werden.“

Plastik zu Treibstoff: wieso machen wir das noch nicht?

Die Idee des Projekts, einen finanziellen Anreiz zu schaffen, wird getragen durch die technische Möglichkeit, Plastik wieder in Treibstoff umzuwandeln. Doch wieso wird das nicht bereits im großen Stil betrieben, wenn es schon möglich ist? Laut Jim seien die großen Ölfirmen noch nicht so weit, das profitabel umzusetzen und verzögern deshalb die Umsetzung im großen Maßstab: „Noch ist der Treibstoff, der bei der Umwandlung entsteht, nicht identisch mit dem Produkt, wie wir es von Tankstellen kennen. Es braucht ein paar waagemutige Köpfe, die diese Entwicklung nach vorne treiben.“ Jim ist zuversichtlich, dass wir in Zukunft fähig sind, unsere Energie aus altem Plastik wieder zu gewinnen.

Bilder: © panthermedia.net / Ingram Vitantonio Cicorella – Screenshot The Clean Oceans Project – © panthermedia.net / Richard Whitcombe

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  1. Pingback: Plastikpartikel können Menschen schaden | Livia's Blog

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