Tiny Houses: Warum Menschen wie Schnecken im Häuschen leben
Die USA sind nicht wirklich für bescheidene Größen bekannt. Und dennoch brachte das XXL-Land in den letzten Jahren den Trend des so genannten Tiny-House-Movements hervor. Der Name verrät es: Es ist eine gesellschaftliche Bewegung, bei der Menschen in möglichst kleinen Häusern leben.
Unterschieden wird dabei in Minihäuser (tiny houses), die selten mehr als 55 qm Wohnfläche aufweisen, und Kleinhäuser (small houses) mit bis zu 110 qm. Letzteres klingt im ersten Moment immer noch recht groß. Doch nimmt man durchschnittliche US-amerikanische Ein-Familienhäuser von 230 qm als Grundlage, ist das eine deutliche Verkleinerung!
„Downsizing“ statt „Upgrading“
Das Tiny-House-Movement ist allerdings mehr als die Reduzierung von Wohnraum. Dahinter steckt eine nachhaltige Grundeinstellung, die Umweltbewusstsein, vernünftige finanzielle Haushaltsführung und Genügsamkeit zu ihren Grundsätzen zählt.
Stetig wachsender Wohlstand und wachsender Konsum fanden auch in den USA zuletzt nicht nur eine zunehmende Zahl an Kritikern. Die 2007 einsetzende Finanzkrise holte den konsum-orientierten Lebensstil von Millionen Amerikanern ein. Gesundschrumpfen, „Downsizing“, lautete die Antwort des Tiny-House-Movements (oder auch „small house movement“).
Doch es ist nicht nur ein pragmatischer Lösungsansatz für neue finanzielle Herausforderungen. Es ist zugleich auch ein Design-Trend, der innerstädtische Platz- und Mietprobleme ästhetisch löst. In Deutschland fand er sein berühmtestes Beispiel mit dem O2 Student Village in München. Zusammen mit seinen Studenten entwarf Architektur-Professor Richard Horden (TU München) sechs kubus-förmige Mini-Häuser. Auf 7qm Wohnfläche brachten sie nicht nur Schlaffläche und Stauraum unter, sondern integrierten sogar Kochecke und Mini-Bad. Weltweit gibt es aber auch viele private Bauherren, die ihr Glück im kleinen Haus suchen. In Deutschland gibt es laut dem Blog Tiny Houses aktuell zwei davon – im Schwarzwald und in Hessen. Über den Blog gelangt ihr auch auf die Bautagebücher der beiden Bauherren.
Kleines Haus, kleiner ökologischer Fußabdruck
Neben der geringen Fläche, die Wohnprojekte wie diese für sich beanspruchen, kommt ihre Mobilität unseren modernen Lebensumständen sehr entgegen. Ähnlich einem Wohnwagen lassen sich manche Mini-Häuser sogar ans Auto kuppeln und umziehen. Der größte Vorteil gegenüber klassischen Wohnwagen: Die Häuser sind Häuser auf Rädern und nicht Autos mit Betten. Sie sind wohnlich, gemütlich und bis ins kleinste Eck durchdacht. So funktionieren sie beispielsweise Treppenstufen zu Schubladen um und bieten so platzsparend Stauraum.
Doch das Wohnen auf kleinem Raum beschränkt sich keineswegs auf innovative Mini-Häuser. Auch alternative Wohndomizile wie Bauwagen, Zirkuswagen und Schäferwagen zählen dazu. Die ganze Vielfalt moderner, reduzierter Wohnformen lässt sich auf der Website tiny-houses.de erkunden. Traumhafte Aufnahmen von beeindruckenden Häuschen und Hüttchen wecken die Lust am „Wohnen mit kleinem Fußabdruck“ wie es die Seite nennt.
Bild: © iStock.com/obscura99
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