Bienen: Lästiges Ungeziefer oder unentbehrliches Nutztier?

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Beim Thema Bienen spaltet sich Deutschland in zwei Lager: Sie seien harmlos, wunderschön und der Katalysator unseres gesamten Öko- und Agrarsystems, sagen die einen, während die Gegenpartei sie vorrangig als akute Gefahr für Kinder und Allergiker und lästige Sommer-Nervensägen wahrnimmt. Wir haben uns die kleinen, pelzigen Brummer mal genauer angeschaut und praktische Tipps für den Umgang mit Bienen zusammengestellt. Das Ergebnis: Wer sich Bienen wegwünscht, ist kein Menschenfreund.

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Ein so anmutiges und zartes Wesen mit einer solch gravierenden Bedeutung für unser Ökosystem.

Warum haben wir Angst vor Bienen?

Bienen werden von süßen und eiweißhaltigen Lebensmitteln angezogen, da ihnen diese als Energiequelle und Unterstützung ihres Nachwuchses dienen. Und nun ratet mal, wer sich noch auf magische Art und Weise von süßer Nahrung angezogen fühlt? Wir menschlichen Schleckermäuler! Der Konflikt ist also gewissermaßen vorprogrammiert, Mensch und Biene kommen sich immer wieder in die Quere. Doch bei aller Genervtheit vergessen wir manchmal, dass Bienen uns nichts Böses wollen, sondern lediglich aus Angst oder als Schutzinstinkt für ihre Kolonie stechen – schließlich zahlen sie den Stich mit ihrem eigenen Leben.

Nur eine geringe Prozentzahl von uns hat tatsächlich einen ernsthaften Grund zu Sorge: Etwa vier bis fünf Prozent der Deutschen haben eine allergische Reaktion auf Bienen- oder Wespenstiche, schätzt Allergologin Dr. Annette Kurzeja gegenüber der Apotheken-Umschau und erklärt in Einzelschritten, was bei Allergieanzeichen zu tun ist. Etwa 20 Deutsche bezahlen ihre Insektengiftallergie jährlich sogar mit ihrem Leben. Die Zahl ist bei über 80 Millionen Einwohnern verschwindend gering, flößt aber nicht wenigen hierzulande Angst ein. Auch diejenigen, die schon einmal gestochen wurden und wissen, dass sie nicht allergisch reagieren, wollen den Schmerz eines Bienenstichs ungerne noch einmal durchleben.

 

Unschätzbarer Nutzen für die Natur – und den Menschen

Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“                                                                                                                                                Albert Einstein

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Die nimmermüden Bienen kreieren bei ihrer Arbeit wahre Kunstwerke.

Doch nur wenige wissen um den Wert der Bienenkolonien für unsere stark belastete Umwelt und für uns Menschen selbst. Etwa ein Drittel aller Pflanzen werden von Bienen bestäubt, so auch in der für uns überlebenswichtigen Landwirtschaft (Quelle). Im Klartext heißt das: Gäbe es den Bestäubungs-Spitzenreiter Biene nicht mehr, müssten wir auf ein Drittel unserer agrarwirtschaftlichen Lebensmittel verzichten. Einige Produkte, wie Kirschen oder Kiwis, würden es laut einer europäischen Studie gar nicht mehr auf unsere Teller schaffen. Der Greenpeace Bienenreport 2013 sieht den jährlichen wirtschaftlichen Gewinn durch natürliche Bestäubung weltweit bei etwa 265 Milliarden Euro.

Bienenkolonien sind nicht nur unschätzbar wichtig für unser globales Ökosystem und die Landwirtschaft, sondern auch ein Segen für die Pflanzenzucht im eigenen Garten. Sie benötigen Eiweiß für die Aufzucht ihres Nachwuchses und sind somit eine natürliche Abhilfe gegen Ungeziefer, vor allem gegen Blattläuse.

Pestizide und Gentechnik: Bye bye, Bienen?

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Pestizide werden in der Landwirtschaft oft ohne Rücksicht auf Verluste gesprüht – und kosten tausenden Bienen das Leben.

Die traurige Nachricht: Bienen sterben aus. Das rätselhafte Massensterben von Bienen in den letzten Jahren dürfte am Ende gar nicht so mysteriös sein: Pestizidrückstände und die boomende Gentechnik könnten weltweit für das Verschwinden der Bienen verantwortlich sein. Etwa 40 Prozent der Bienen in Europa sollen schon ausgerottet sein. Pestizide sind reines Nervengift für Bienen und machen sie unfähig, sich zu orientieren und mit ihrer Kolonie zu kommunizieren. Andere Studien beweisen, dass die Biodiversität – und damit die Lebensgrundlage der Bienen – durch Gentechnik enorm eingeschränkt wird (Quelle).

Praktische Tipps für den Garten: Wie man richtig mit Bienen umgeht

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Bunt und bienentauglich: Bienenliebe verschönert den Garten.

Wer sich die aufgeführten Fakten klar macht, der dürfte sich ein Verschwinden der Bienen wohl nicht mehr wünschen. Einigen Gärtnern, Eltern und Hausbesitzern behagt die Biene aber einfach nicht, auch wenn sie um ihren Nutzen für unseren Planeten wissen. Deshalb für sie jetzt zunächst ein paar einfache Tipps, den Kreaturen zumindest aus dem Weg zu gehen:

  • Die Ruhe bewahren: Bienen kommen aus Neugierde oder weil sie leckeres Essen riechen und wollen dem Menschen nichts antun. Wedelnde Arme, Wegpusten oder andere hektische Bewegungen können sie beängstigen und aggressiv machen.
  • Für das Haus: Fliegennetze an offene Fenster, damit die kleinen Brummer gar nicht erst ins Haus gelangen.
  • Hat sich eine Biene doch den Weg in die eigenen vier Wände gebahnt, zwei möglichst gegenüberliegende Fenster öffnen, damit der Luftzug sie sicher nach draußen geleitet.
  • Einige Substanzen können Bienen vertreiben, aber Insektensprays enthalten oft Nervengifte wie Pyrethrum und Pyrethroide und sind pures Gift für die Brummer (und ab einer gewissen Menge auch für uns!) –> auf natürliche Insektenabwehr mit Hilfe von Zitronen, Nelken, Kaffeepulver, Basilikum setzen.
  • Essen und Trinken draußen und drinnen abdecken und Gesicht und Hände sauber halten, denn der Duft zucker- und eiweißhaltiger Kost zieht Bienen an.
  • Auch süße Düfte bestimmter Deodorants oder Parfüme nehmen Bienen manchmal fälschlicherweise als süße Nahrungsquellen wahr, also zu viel davon im Garten vermeiden (hier duftet es ohnehin schon auf natürliche Art und Weise!)
  • Ablenkung: Wer eine Schale mit zuckerhaltigem Wasser fernab des eigenen Aufenthaltsortes aufstellt, kann den Bienen eine Energiequelle bieten, ohne sie zu sich zu locken.
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Mit solchen Insektenhäusern werden Bienen bei schwierigen Witterungsbedingungen unterstützt.

Um sie harmonisch in den Garten zu integrieren und ihre Vermehrung zu unterstützen:

  • Bienenstock anlegen, das geht sogar in der Stadt als so genanntes „urbanes Imkern
  • An heißen Sommertagen den Bienen ein Trinkgefäß anbieten, z.B. eine Schale mit Steinchen und Holzstäben als Kletterhilfe ins Beet stellen.
  • Garten im heißen Sommer immer gut bewässern, um Bienen Energiequellen zu geben.
  • Für botanische Vielfalt im Garten sorgen.
  • Einheimische Pflanzenarten im Garten bevorzugen, da Bienen hierzulande besser an sie angepasst sind.
  • Im Winter eventuell ein Insektenhaus rausstellen (siehe Bild).
  • Kräuterblüten nicht immer sofort abschneiden, sondern ein wenig blühen lassen.
  • Sich über bienenfreundliche Pflanzenarten wie Obstbäume, Kräuter etc. und so genannte Trachtpflanzen erkundigen.

 

Bilder: Bildagentur.panthermedia.net/DerJojo/jordanrusev/quadbindi/Puppi/reichdernatur

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