Küchenspione im Elb-Havel-Winkel – Ein Ausflug nach Kamern
Zum Ende des Sommers haben wir eine Landpartie unternommen und durften als Küchenspione im Elb-Havel-Winkel aktiv werden. Selber kochen mit einem Küchenchef inbegriffen. Dieses Mal lag der Schwerpunkt auf dem Thema Nachhaltigkeit und das spricht uns natürlich besonders an. Wir haben an einem herrlichen Spät-Sommertag aus dem Biogarten der Freien Schule Kamern unsere Zutaten geerntet, eine feucht-fröhliche Kanutour auf dem Kamernschen See unternehmen, im “Grünen Haus” die Flora und Fauna der Region unter die Lupe nehmen und selbstverständlich ein leckeres Menü mit Zutaten aus der Region im “Gasthaus Seeblick” zaubern. Was wir an diesem wunderschönen Tag erlebt und gelernt haben, möchten wir euch in unserem Artikel erzählen.
Ein Biogarten zum Verlieben
Zu unserer Linken hoppeln Hasen umher, zu unserer Rechten machen sich mächtige Kohlköpfe neben einem selbstgebauten Gewächshaus breit. Drüben, ganz versteckt grasen zwei Schweine unter schattigen Eichen und an jeder freien Ecke des Gartens sprießt eine andere Sorte Zucchini aus dem Boden. Ein richtiger Biogarten eben! Im Gewächshäuschen reihen sich die leckersten Tomatensorten aneinander – dicke Strauchtomaten wachsen neben kleinen runden Kirschtomaten aber auch lila Tomaten finden wir dort. Allesamt durften wir probieren. Sie duften herrlich und schmecken köstlich!
Dieses kleine Paradies hat uns der Schulgarten der Freien Schule Kamern geboten. Bei der Führung durch den Biogarten lassen wir uns erklären, dass alles ohne Pestizide oder dergleichen angebaut ist. Alles darf wachsen, wie es will. Alle Produkte kommen den Schulkindern zugute, die in der Mittagspause mit Zutaten aus diesem Biogarten bekocht werden. Der Gedanke ist simpel: Weg vom industriell hergestellten Kantinenessen und her mit dem frischen Gemüse aus der Region – ein Schulgarten zum Mitgestalten und selber ernten. Wir sind begeistert.
Ein Gasthaus mit Gewissen – Speisen aus regionalem Anbau
Eine frische Gurke und ein paar Stängel Mangold dürfen wir noch rasch aus dem Schulgarten für unser Menü mitnehmen, denn nach dem Besuch dort geht es weiter ins “Gasthaus Seeblick”, wo wir dann als Küchenspione aktiv werden. Familie Poley hat sich hier ihren Traum erfüllt und ein Restaurant am See gekauft. Zum Start der Sommersaison, im Mai, eröffnet das Lokal und trägt den schönen Beinamen “Gasthaus mit Gewissen”. Doch warum “mit Gewissen”? Familie Poley legt Wert auf Produkte aus der Region und möchte gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen. Nicht selten kommt es vor, dass der Nachbar mal eben schnell eine Kiste Kartoffeln oder einen Sack Äpfel vorbei bringt. Alles frische Produkte aus dem Garten, die die Leute einfach nicht schaffen, selber zu verwerten.
Ebenfalls achtet das Ehepaar konsequent darauf, dass die Lieferanten aus der näheren Umgebung kommen und nichts vom Großmarkt eingekauft wird…das schmeckt man später auch! Wir sind begeistert von diesem Konzept, dass auch bei den Bewohnern des Ortes Kamern großen Anklang findet. Die idyllische Lage am See, direkt neben der Badestelle ist wundervoll und lädt zum Verweilen ein. Nebenan gibt es einen kleinen Konsum, den das Ehepaar Poley gleich mit betreibt und so dem kleinen Ort Kamern eine Einkaufsmöglichkeit bietet. Wer am Sonntag noch frische Brötchen benötigt, radelt schnell zum “Gasthaus Seeblick” und kann dort seine Besorgungen tätigen. Eine herrliche Idee, denn die meisten Dörfer der ländlichen Regionen haben seit vielen Jahren keine Einkaufsmöglichkeit mehr.
Mission Küchenspione im “Gasthaus Seeblick” in Kamern
Nun aber zurück zu unserem Projekt Küchenspione. Auf den Tisch kommt heute kalte Gurkensuppe als Vorspeise und Bio Schweinesteak mit Zwiebelkruste, Mangold und Rosmarinkartoffeln als Hauptgericht. Hmmm…schon vom Hören läuft uns das Wasser im Munde zusammen. Küchenchefin Claudia ist eine wirklich entspannte Köchin und erklärt uns alles mit Engelsgeduld. Auch, wenn die Zwiebeln von uns mal nicht perfekt klein geschnitten wurden, drückt sie ein Auge zu und gibt hilfreiche Tipps für das Kochen am heimischen Herd. In der kleinen Küche können gerade mal 2 Leute gleichzeitig kochen. Eine ganz schöne Herausforderung, vor allem, wenn Hochbetrieb im Sommer herrscht, verrät uns Claudia.
Wir tragen auch unseren kleinen Teil bei. Wir schälen Gurken, hacken Kräuter und mixen alles zu einem cremigen Süppchen zusammen, dass vor dem Verzehr noch einige Zeit im Kühlschrank verbringt.
Im Anschluss werden Kartoffeln geschält, Mangold geputzt sowie in feine Streifen geschnitten und zuletzt das Fleisch geklopft. Da das beste ja bekanntlich zum Schluss kommt, bereitet unsere Küchenchefin unter den wachsamen Augen ihrer Küchenspione die unglaublich lecker schmeckende Zwiebelkruste zu, die später auf jedem Schweinesteak seinen Platz findet.
Nach schweißtreibender und tränenreicher (ihr wisst ja…die Zwiebeln haben es in sich) Küchenarbeit ist alles fertig und wir dürfen endlich die regionalen Köstlichkeiten probieren und sind hin und weg vom Geschmack des Fleisches sowie der frischen (Bio-)Beilagen aus dem Schulgarten.
Das komplette Rezept von Köchin Claudia Michler zum Nachkochen:
Alle Zutaten sind auf 4 Personen ausgelegt.
Für die Vorspeise „sommerliche Gurkensuppe“:
- Zutaten: 2 grüne Gurken, 300 g Naturjoghurt, 150 g Schmand, 250 ml Milch, halbe Zwiebel, Knoblauch, Schnittlauch oder Petersilie,
Salz und Pfeffer. - Schritt 1: Gurken, Zwiebel und Knoblauch fein würfeln. Im Anschluss werden Joghurt, Schmand, Milch, Kräuter und Gewürze in einer Schüssel vermischt und mit den anderen Zutaten zu einer Suppe verrührt. Ein Pürierstab ist dabei nicht notwendig.
- Schritt 2: Die Suppe im Kühlschrank kalt stellen.
- Schritt 3: Genießen!
Für die Hauptspeise „Steak mit Zwiebelkruste an Mangold und Rosmarinkartoffeln“:
- Zutaten: 8 Kartoffeln, ein paar Zweige Rosmarin, ca. 800g Mangold, 100ml Sahne, 4 Scheiben Schweinesteak, ein halbes Stück Butter, 1 Zwiebel, 100g Paniermehl, 1 Esslöffel Senf, 2 Eier, Salz und Pfeffer.
- Schritt 1: Die 8 Kartoffeln schälen und je nach Größe halbieren oder vierteln. Die Kartoffeln werden direkt in einer Pfanne mit Öl und den Rosmarin-Zweigen geschwenkt bis die Kartoffeln goldbraun durchgebraten sind.
- Schritt 2: Als nächstes wird das Mangoldgemüse zubereitet. Dazu die Mangoldblätter (800 Gramm) nehmen und die Spitzen der Blätter sowie ein kleines Stück vom Stiel entfernen. Der verbleibende Mangold wird in großzügige Streifen geschnitten (der Mangold geht beim Kochen stark ein). Anschließend wird der Mangold in einer Pfanne mit Öl, Salz und Pfeffer angedünstet. Die Sahne hinzu geben und das Ganze 5 bis 6 Minuten köcheln lassen.
- Schritt 3: Für die Zwiebelkruste zunächst ein halbes Stück Butter mit dem Mixer aufschlagen. Dann eine in Streifen geschnittene Zwiebel, 100g Paniermehl und 1 Esslöffel Senf sowie 2 Eigelb, Salz und Pfeffer dazu geben. Dann alles verrühren. Die Masse anschließend in eine längliche Rolle formen und diese in 4 Stücke schneiden. Die Stücke dürfen ruhig eine Dicke von bis zu 3 cm haben. Abschließend alles in Folie wickeln und über Nacht ins Gefrierfach packen. Anstelle von Zwiebeln kann man auch Mandeln verwenden.
- Schritt 4: Das Schweinesteak klopfen, salzen und pfeffern. Anschließend anbraten und aus der Pfanne nehmen.
- Schritt 5: Gefrorene Masse aus dem Gefrierfach holen und auf das angebratene Fleisch legen. Dann alles zusammen in den vorgeheizten Backofen packen. Diesen vorher bei höchster Grillstufe/Oberhitze vorwärmen. Das Fleisch dann für etwa zwei Minuten backen bis die Kruste goldbraun ist.
- Schritt 6: Alles auf einem Teller anrichten und dann genießen. Guten Appetit!
Biounterricht zum Anfassen und Mitgestalten
Im Anschluss an unser Kochevent besuchen wir noch das fußläufig entfernte “Grüne Haus”. Hier kann man sich nicht nur mit Gruppen einmieten, sondern auch die Natur unter dem Mikroskop kennenlernen. Denn das Grüne Haus in Kamern ist gleichzeitig eine Umweltwerkstatt, in der Schüler, Studenten und Interessierte zu themenbezogenen Projekten Wasserproben analysieren, Wanderungen unternehmen und die Natur kennenlernen. Übernachtung bzw. Zimmervermietung mit Blick auf den Kamernschen See und abendliche Lagerfeuer inklusive.
Zu Wasser die Elb-Havel Region erkunden
Das Besondere im Elb-Havel Winkel: Es gibt so unglaublich viele Wasserwege und Möglichkeiten zum Erkunden. Wir entscheiden uns für eine Kanutour und paddeln bei Sonnenschein den Kamernschen See entlang. Der See ist eigentlich ein alter Elbe-Arm und schlängelt sich wie ein Flussarm ganz schmal zwischen den Orten Kamern und Schönfeld durch die Landschaft. Links und rechts der Ufer entdecken wir ein paar schöne Naturcampingplätze, planschende Kinder und beobachten vom Wasser aus Fischreiher und Störche.
Wir paddeln vorbei an einigen Anglern, die Karpfen und Zander in ihren Reusen haben. Was uns aber am meisten auffällt, ist diese unvergleichliche Ruhe, die man in der Stadt so gut wie nie findet. Auf dem Kamernschen See sind nämlich keine Motorboote erlaubt. Für alle Erholungssuchende genau das Richtige! Der Naturschutz steht hier spürbar im Vordergrund. Der Kamernsche See zählt zu den Klarwasserseen der Elb-Havel Region und ist durch seinen Wasserpflanzenreichtum eine Besonderheit und die Badestelle beim Gasthaus Seeblick lädt direkt zum Baden ein.
Ausflugsziele in der Region Elb-Havel Winkel
Wir sind begeistert, wie sich die Region Elb-Havel Winkel gemacht hat und was sie alles zu bieten hat. Nach dem letzten Hochwasser 2013 wurde sehr viel renoviert und verschönert. Das kommt vor allem den Touristen zu Gute und somit dann auch wieder den Einheimischen. Wir haben euch abschließend noch ein paar schöne Ausflugsziele in dieser tollen Region zusammengestellt.
Wie wäre es beispielsweise mit einer Führung durch die wieder eröffnete Elb-Havel Brauerei in Schollene, unweit des kleinen Dörfchens Kamern. Auf deren neu gebauter Terrasse unter schattenspendenden Kastanien kann man im Anschluss an die Führung noch ein kühles Blondes genießen. Auch die Tangermünder Kaffeerösterei hat für die Barista-Fans jede Menge zu bieten. Hier steht nicht nur der Kaffeegenuß im Vordergrund, sondern auch die Zubereitungsweisen sind spannend. Jeden Montag ist hier Rösttag. Wer lieber die schöne Natur der Region Elb-Havel Winkel genießen mag, der schnappt sich seinen Drahtesel und unternimmt eine Radtour entlang der unzähligen Seen oder geht in den Frau Harke Bergen bei Kamern wandern.
Danke Kamern, wir kommen gerne wieder!
Unser Ausflugstag neigt sich dem Ende entgegen, aber wir haben viele neue Eindrücke gewonnen und konnten einen wundervollen Tag fernab vom großen Berlin verbringen. Die Konzepte der Freien Schule und des Gasthauses mit Gewissen sowie des grünen Hauses haben uns wirklich begeistert. In Kamern lebt man das Thema Nachhaltigkeit und spricht nicht nur darüber. Das konnten wir auch dem Essen anmerken. Das Essen, das wir als Küchenspione mit zubereiten durften, hat wirklich unglaublich gut geschmeckt. Wir können euch daher sowohl das Nachkochen als auch einen Ausflug nach Kamern bzw. in den Elb-Havel-Winkel wärmstens empfehlen. Es lohnt sich!
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