Häuslebauer: Können wir uns ein Eigenheim leisten?

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Ein eigenes Heim, ein Garten und Gestaltungsfreiheit – nicht wenige wünschen sich das. Und der aktuelle Niedrigzins verlockt ebenfalls. Doch ein Eigenheim hat seine Tücken und vor allem Bauherren müssen versteckte, langfristige Kosten bedenken. Da trifft es das schwäbische Gedicht ganz richtig, denn auch nach dem Hausbau ist noch lang keine Ruhe:

Auch bei gründlicher Planung bleiben finanzielle  Risiken beim Hausbau...

Auch bei gründlicher Planung bleiben finanzielle Risiken beim Hausbau…

„Schaffe, schaffe, Häusle baue,

Und net nach de Mädle schaue.

Und wenn unser Häusle steht

Dann gibts noch lang kei Ruh,

Ja da spare mir, da spare mir

Für e Geissbock und e Kuh.“

Quelle

Die monatliche finanzielle Belastbarkeit errechnen

Ob ihr euch ein Eigenheim leisten könnt, hängt in erster Linie von drei harten Fakten ab:

  • Eigenkapital,
  • Einkommen und
  • monatliche Ausgaben.

Eigenkapital

Auch wenn es zunehmend Banken gibt, die neben einem niedrigen Zins auch mit Finanzierungen ohne Eigenkapital locken, sollten Bauherren sich lieber auf die altbekannte Regel besinnen, mindestens 20 Prozent Eigenkapital mitzubringen. Dabei sollten bei den gegenüberstehenden 100 Prozent aber nicht nur Nettokosten für den Kauf berechnet, sondern auch die Kosten für:

  • Notar,
  • Grundbucheintrag,
  • Makler,
  • etwaige Renovierungen oder
  • Erschließungskosten

berücksichtigt werden.

Einkommen

Bei der Berechnung des Einkommens ist natürlich vom Nettoeinkommen auszugehen. Außerdem sollten Bonizahlungen oder Weihnachtsgeld nicht als notwendige Stütze mit in das Finanzierungskonzept einfließen, da sie oft nicht langfristig kalkulierbar sind. Ebenfalls solltet ihr über das Risiko eines Arbeitsplatzverlustes nachdenken: Könnten die Raten auch mit einem Gehalt und Arbeitslosengeld zumindest mittelfristig gedeckt werden?

Monatliche Ausgaben

Als dritten Schritt gilt es die monatlichen Ausgaben zu berechnen: Legt euch eine Excel-Liste an oder führt Buch darüber, welche monatlichen Posten zu decken sind. Lediglich die Kontoauszüge zu konsultieren ist oft wenig hilfreich: Wer weiß schon Monate später noch, was er mit all den Barabhebungen gemacht hat? Ihr solltet vor der Eigenheimplanung sehr genau wissen, welche Posten monatlich so anfallen. Kleidung, Nahrung, Versicherungen, Reisen, aber auch Raten für Auto, Handy oder Kühlschrank können hier auftauchen. Manches davon lässt sich einsparen – etwa Reisen – anderes bleibt auch nach dem Hauskauf unausweichlich.

All das zusammen liefert euch schon sehr realistische Zahlen darüber, welche monatliche Belastung ihr finanzieren könntet, würdet ihr ein Haus bauen oder kaufen. Online gibt es zum Beispiel beim Handelsblatt Rechner, die euch grob vorrechnen, welche monatlichen Raten realistisch sind. Bei Immoscout findet ihr eine sehr ausführliche Liste, welche Positionen ihr bei den monatlichen Ausgaben bedenken müsst. Bedenkt auch, dass manche Kosten nicht monatlich anfallen, sondern jährlich, aber dennoch umzulegen sind, etwa Versicherungen.

Trotzdem noch Sparen können

Wichtig bei eurer Rechnung ist auch, dass ihr den Posten „Sparen“ nicht vergesst. Rücklagen für Anschaffungen sollten auch nach dem Kauf noch drinnen sein, schließlich kann immer mal etwas kaputt gehen (Stichwort: Waschmaschine) oder ungeplant anfallen. Auch schützt euch der Immobilienkauf nicht gänzlich davor, Rücklagen fürs Alter bilden zu müssen – Stichwort: Zahnersatz, Haushaltshilfe, Pflege.

An „versteckte“ Kosten denken

Zusätzlich ist es meist mit dem Bau oder Kauf nicht getan: Ein Haus oder eine Wohnung verursacht laufend Kosten. Das kann ein renovierungsbedürftiges Dach nach 20 Jahren sein oder Fenster, die nicht mehr ausreichend isolieren. Zusätzlich müssen Hausbauer an die sogenannten Erschließungskosten denken, die sehr variabel sein können. Gerade bei einem Neubaugebiet, in dem noch sämtliche Leitungen verlegt werden müssen, wird das schnell sehr teuer! Aber auch beim Kauf eines bestehenden Hauses können solche Kosten langfristig anfallen. Etwa dann, wenn die Stadt die Straße oder den Bürgersteig vor dem Haus erneuern muss – solche Kosten werden nämlich umgelegt. (Quelle)

Auch müssen Wohngebäude- und Brandschutzversicherung bezahlt und die jährliche Grundsteuer für Immobilien bedacht werden.

Niedriger Zins – nur wie lange noch?

Aktuell schreien die Zinsen für viele förmlich nach einer Immobilie, denn sie sind auf einem historischen Tief. Experten raten deshalb aktuell dazu, die Zinsbindung im Tilgungsplan möglichst lange laufen zu lassen und gleichzeitig eine Mindesttilgung von rund zwei Prozent zu vereinbaren. Auch wird es immer üblicher, kostenlose Sondertilgungsrechte zu vereinbaren. So können vereinzelt Sondertilgungen erfolgen, falls etwa unerwartet ein Erbe oder eine Gehaltserhöhung ins Haus trudelt. (Quelle)

Unerfüllbarer Traum?

So viele Faktoren schrecken natürlich ein wenig ab. Und tatsächlich ist Deutschland mehr ein Mietmarkt, da sich viele gegen eine eigene Immobilie entscheiden. Das liegt unter anderem aber auch daran, dass hierzulande anderweitig für das Alter vorgesorgt wird und die Immobilie nicht als Absicherung dient. Gleichzeitig solltet ihr euch vor dem Kauf einer Immobilie genau bewusst machen, welche Kosten auf euch zukommen und welche Einsparungen das bedeutet.

Unsere Elterngeneration hat sich den Traum vom Eigenheim meist mühsam vom Mund abgespart: Urlaub, Statussymbole und teure Autos waren da nicht drin. Denn auch wenn das Häuslein steht, ist noch lange keine Ruh…

Bild: © panthermedia.net / Arne Trautmann

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